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Betriebliche Gesundheit neu denken
Warum Verhaltensprävention allein keine gesunde Arbeit schafft
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- Hintergrund – Gesunde Arbeit muss strategische Priorität Nummer 1 werden
- Warum es mehr braucht als Achtsamkeits-Workshops
- Wie kann ein systemischer Ansatz für gesunde Arbeit aussehen?
- Vom Maßnahmenkatalog zur gelebten Realität
- Fazit: Gesunde Arbeit braucht Kulturwandel statt Symbolpolitik
- Literatur und Lesetipps
Hintergrund – Gesunde Arbeit muss strategische Priorität Nummer 1 werden
Zahlreiche Studien sprechen eine eindeutige Sprache: Laut Gallup (2023) erleben weltweit über 40 % der Mitarbeitenden hohen Stress bei der Arbeit, in Deutschland liegen die Werte mit knapp 2/3 sogar noch höher (TK – Stressstudie 2021). Eine Umfrage der DAK Ende 2024 ergab, dass sich 68% der Befragten für 2025 weniger Stress wünschten. Krankheitsbedingte Fehltage sind auf einem Rekordniveau, wobei psychische Erkrankungen zu den Hauptursachen zählen und seit 2014 um fast 47 % angestiegen sind (AOK Fehlzeiten-Report 2024). Psychische Erkrankungen kosten die Wirtschaft bis zu 42 Milliarden Euro im Jahr, auch für den Arbeitgeber belaufen sind die direkten und indirekten Kosten für Arbeitsausfälle deutlich höher als ein smarter Invest in Lösungen für gesunde Arbeit. Bei diesen Zahlen müssten Themen wie mentale Gesundheit und gesunde Arbeit bei Unternehmen, Führungskräften und HR-Entscheidern ganz oben auf der Agenda stehen. Die Realität sieht jedoch anders aus: Zu oft wird gesunde Arbeit im Unternehmen noch mit Wellbeing-Washing verwechselt und rein auf verhaltenspräventive Maßnahmen oder netten Benefits wie dem Obstkorb in der Büroküche oder einem Teamdinner zwischen zwei stressigen Projekt-Phasen gesetzt.
Warum es mehr braucht als Achtsamkeits-Workshops
Verhaltenspräventive Maßnahmen – also Angebote, die auf die individuelle Veränderung von Verhalten und Gewohnheiten abzielen, wie z. B. Achtsamkeitskurse, Stressmanagement-Workshops, Zeitmanagement- oder Resilienztrainings – können Mitarbeitenden wertvolle Impulse geben. Doch sie greifen zu kurz, wenn die Arbeitsrealität unverändert bleibt. Viele Unternehmen setzen fast ausschließlich auf solche gut gemeinten Maßnahmen und geben damit – oft unbewusst – die Verantwortung für Gesundheit allein an die Mitarbeitenden ab. In meinen Workshops erlebe ich regelmäßig, wie dankbar Teilnehmende für konkrete Werkzeuge sind, um z.B. Belastungen besser zu bewältigen, und wie wichtig es ist, dafür Raum und Zeit zu bekommen. Gleichzeitig höre ich immer wieder Frustration: Man weiß nun, wie man mit Stress umgehen könnte – aber im viel zu eng getakteten Arbeitsalltag, mit ständigen Unterbrechungen und unrealistischen Erwartungen, fehlt jede Chance, das Erlernte umzusetzen und wirklich Veränderung herbeizuführen. Ohne passende Strukturen, realistische Arbeitsauslastung und eine Kultur, die Pausen und Fokustime wirklich erlaubt, bleiben die besten Techniken nur Theorie. Gesunde Produktivität entsteht nicht im Trainingsraum, sondern im Zusammenspiel von individueller Kompetenz und gesundheitsunterstützenden Rahmenbedingungen.Wie kann ein systemischer Ansatz für gesunde Arbeit aussehen?
Gesunde Arbeit entsteht nur durch einen ganzheitlichen Ansatz, der mehrere Ebenen umfasst. Verhaltenspräventiven Maßnahmen, die das individuelle Verhalten der Mitarbeitenden fördern, sind vor allem verhältnispräventive Maßnahmen notwendig, die gesunde Arbeitsbedingungen und -strukturen schaffen. Nur so lassen sich nachhaltige Veränderungen erzielen. Nachfolgend fünf Impulse, wie ein solcher systemischer Maßnahmenansatz konkret aussehen kann:- Awareness und SensibilisierungEine offene Gesprächskultur rund um mentale Gesundheit und Belastung baut Ängste und Stigmata ab. Regelmäßige Check-ins, Aufklärung und gezielte Sensibilisierung, z.B. durch Thementage sind wichtige Bausteine, um Mitarbeitende und Führungskräfte zu unterstützen.
- ArbeitsbedingungenGesunde Arbeit braucht realistische Arbeitsbelastung, flexible Arbeitsmodelle und klare Strukturen. Das bedeutet auch, Projekte mit ausreichenden Ressourcen und realistischen Zeitplänen zu planen und regelmäßig anzupassen – damit Deadlines nicht wichtiger als Mitarbeitende werden. Ein niederschwelliges Beispiel, um unternehmensweit gesunde Arbeit strukturell zu fördern: Einführung von „No-Meeting-Days“ ein, an denen keine Termine angesetzt werden, um konzentriertes Arbeiten und Erholung zu fördern.
- Strukturen für echte Erholung Pausen und Regenerationszeiten sind essenziell für nachhaltige Leistungsfähigkeit. Unternehmen und Führungskräfte müssen Rahmenbedingungen schaffen, die echte Erholung erlauben und an die sich jede:r hält. Zwei schöne Beispiele: Einführung von Unternehmensweiten „digital Detox“-Phasen, Zeiträume, in denen keine Emails verschickt werden dürfen. Beispiel 2: Warum nicht mal der Pause ein positives Image verpassen, etwa durch gemeinsame gesunde Pausenrituale im Team.
- Möglichkeit der PartizipationMitarbeitende sollten aktiv in Entscheidungen einbezogen werden, die ihre eigene Arbeit und Arbeitsbedingungen betreffen. So steigt die Akzeptanz für Veränderungen und gleichzeitig das Gefühl von Wertschätzung und Kontrolle. Beispiel: In Workshops erarbeiten Teams gemeinsam Lösungen für Herausforderungen im Arbeitsalltag, z.B. zur besseren Abstimmung oder Arbeitsverteilung.
- Individuelle und Team- Unterstützungsangebote Trainings und Teamworkshops – z.B. zu Stressmanagement und Resilienz, achtsamer Kommunikation etc. – sind sinnvoll, wenn Mitarbeitenden dafür auch die nötige Zeit bekommen. Idealerweise sollten diese Maßnahmen für gesamte Teams mit Führungskraft vor Ort organisiert werden und zusätzliche individualmaßnahmen je nach Bedarf für einzelne Mitarbeitende zur Verfügung stehen, z.B. Coachingangebote.
Vom Maßnahmenkatalog zur gelebten Realität
Entscheidend sind drei Voraussetzungen, damit Maßnahmen zur gesunden Arbeit wirklich in die gelebte Realität übergehen: Sie müssen strategisch verankert, kommunikativ begleitet und von der Führungsebene authentisch vorgelebt werden.Fazit: Gesunde Arbeit braucht Kulturwandel statt Symbolpolitik
Gesundheit am Arbeitsplatz ist keine Checkliste und kein „Nice-to-have“. Es geht darum, eine Arbeitskultur zu schaffen in der sich Mitarbeitende wertgeschätzt, gehört, unterstützt und ermutigt fühlen, ihre Gesundheit an erste Stelle zu setzen – ohne Angst vor Nachteilen. Unternehmen, die das ernst nehmen und gesunde Arbeit als strategische Aufgabe begreifen, sichern sich nicht nur nachhaltige Produktivität, sondern auch ihre Attraktivität als Arbeitgeber für die Zukunft. Ihr möchtet das Thema gesunde Arbeit endlich angehen oder befindet euch bereits auf dem Weg wünscht euch weitere Impulse für euren Maßnahmenkatalog oder eure Gesamtstrategie? 💌 Meldet euch sehr gerne bei mir – ich freue mich auf den Austausch!
Literatur und weitere Lesetipps:
Croft, J., Parks, A., & Whillans, A. (2024). Why workplace well-being programs don’t achieve better outcomes. Harvard Business Review. Online Zugriff am 07.08. 2025: https://hbr.org/2024/10/why-workplace-well-being-programs-dont-achieve-better-outcomes
Statistisches Bundesamt (Destatis). (2024). Krankheitskosten in Deutschland. Online Zugriff am 10.08. 2025. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Krankheitskosten/_inhalt.html
Techniker Krankenkasse. (2023). Entspann dich, Deutschland – Entspannungsstudie 2023. Online Zugriff am 10.08. 2025:https://www.tk.de/resource/blob/2033600/dabd321631964c329be93cf716020397/entspann-dich-deutschland-data.pdf
DAK-Gesundheit. (2023). Forsa-Studie: Gute Vorsätze 2024. Online Zugriff am 10.08. 2025: https://caas.content.dak.de/caas/v1/media/87464/data/b412742739c6f442f87e999635ded900/241227-download-forsa-gute-vorsaetze.pdf
Deutsches Netzwerk für betriebliche Gesundheitsförderung (DNBGF). (n.d.). Startseite. https://www.dnbgf.de
Gallup Inc.. (2023). State of the Global Workplace: 2023 Report. Gallup.</p
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